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28. April 2015

„Boden“ als Thema der Umweltbildung an steirischen Schulen

Projekt „Bodenaktionstage in der Volksschule Paldau“ anlässlich des „Internationalen Jahres des Bodens 2015“

Die Vereinten Nationen haben 2015 zum „Internationalen Jahr des Bodens“ erklärt. Der Grund dafür ist, dass es weltweit um unsere Böden – die Grundlage für unsere Ernährung, für Biodiversität und Klimaschutz – schlecht steht.

Die abnehmende Bodenfruchtbarkeit, die sogenannte "Degradierung" der Böden, wird weltweit derzeit bereits in einem Ausmaß von 20 bis 25 Prozent beziffert. Jedes Jahr verschlechtern sich weitere fünf bis zehn Millionen Hektar. Das entspricht in etwa der Größenordnung der Fläche Österreichs (gem. Bodenatlas 2015). Intensive Landwirtschaft, Pestizide, Überdüngung und Bodenverdichtung durch schwere Maschinen tragen maßgeblich Schuld an dieser Form des Bodenverlusts. Eine andere Form des Verlusts von wertvollem Agrarland ist dessen Zweckentfremdung in Form von Verbauung und Versiegelung.

Auch Europa, und damit unsere Heimat, verliert zusehends den Boden unter den Füßen.

Die Ressource Boden ist nicht vermehrbar und nicht erneuerbar!

Die Fakten sind zum Teil erschreckend:

  •  24 Milliarden Tonnen fruchtbarer Boden gehen weltweit jedes Jahr verloren. Zirka 2 mm Boden gehen jährlich verloren. Die Bodenneubildung beträgt aber nur etwa 0,1 mm Boden pro Jahr. Sie kann den Verlust durch Erosion bei weitem nicht kompensieren.
  • Mehr als 25 Prozent des EU-Gebiets sind bereits von Erosion durch Wasser betroffen.
  • Boden wird knapp! Schon jetzt müssen 60 Prozent der in der Europäischen Union verbrauchten landwirtschaftlichen Produkte importiert werden.
  • Täglich werden in Österreich 22 Hektar Land für Straßen, Siedlungen, Shopping Center, Sportanlagen, Bergbau oder Industriehallen und Lagerplätze „verbraucht“. Dies entspricht der Fläche von 30 Fußballfeldern oder der durchschnittlichen landwirtschaftlichen Fläche eines Bauernhofes. Knappe 20 % dieser Fläche (4,5 ha pro Tag) werden tatsächlich mittels Asphalt und Beton versiegelt, sie stehen bei Starkregenereignissen nicht mehr als Versickerungsfläche zur Verfügung. Auf die Steiermark entfallen von 22 Hektar österreichweit, laut Berechnungen von Univ.-Prof. Dr. Gerlind Weber von der Universität für Bodenkultur etwa 6 Hektar. Als Folgen der stetig zunehmenden Versiegelung von landwirtschaftlichen Flächen werden zukünftig Nahrungsmittelkrisen sowie weitreichende negative ökologische und klimatische Auswirkungen zu spüren sein.

Wenn wir jetzt nicht handeln, gibt es hochgerechnet in 200 Jahren keine Agrarflächen mehr in Österreich. Abgesehen von politischen Lenkungsmaßnahmen (Landwirtschaft, Raum- und Verkehrsplanung) ist es daher dringend erforderlich, Bewusstsein dafür zu schaffen, dass der Boden die Basis für das Leben ist. Mit einer bodenschonenden Raum- und Verkehrsplanung im Heute wird das Klima von morgen gemacht, und nicht die Zukunft der Kinder „verbaut“.

Der „Boden“ ist auch eines der vielen Themen des Umwelt-Bildungs-Zentrums Steiermark. Seit mehr als 13 Jahren ist man dort bemüht, über Fortbildungsangebote für Lehrer und über Aktionstage in den Schulen dieses Thema abzudecken. In erster Linie geht es dabei darum, Berührungsängste, speziell im Umgang mit Bodentieren, abzubauen und ein allgemeines Bewusstsein für den enormen Wert des Bodens als Überlebensgaranten für uns Menschen zu schaffen.

Flächendeckend über die gesamte Steiermark wurden im vergangenen Jahrzehnt Bodenseminare und Bodenaktionstage abgehalten. Rund 170 Biologielehrer von mehr als 50 steirischen Schulen und ca. 600 Schüler wurden bei diesen Veranstaltungen betreut. Diverse Unterrichtsmaterialien stehen den Pädagogen für die schulische Umsetzung zur Verfügung (www.ubz-stmk.at/downloads).

Bewusstseinsbildung zum Thema Boden wurde darüber hinaus auch bei den jährlich stattfindenden Umweltwochen für steirische Schulen bzw. bei diversen Umweltfesten geleistet, daran nahmen bisher rund 9.800 Schüler im Pflichtschulalter teil. Im Jahr 2015 werden aus Anlass des „Internationalen Jahres des Bodens“ doppelt so viele Veranstaltungen für Lehrer und Schüler angeboten. Zudem stehen seit Februar 2015 nunmehr zwei Bodenpraxiskoffer für den kostenlosen Verleih an steirische Schulen zur Verfügung (www.ubz-stmk.at/praxiskoffer).

 

Zitat von Dr. Otmar Winder (Projektleiter im UBZ Steiermark):

„Als Bodenbiologe würde ich mir sehr wünschen, dass das Interesse an unseren Angeboten noch weiter wächst. Die jungen Menschen sollen den Boden nicht nur als lästigen Dreck im Profil ihrer Schuhe betrachten, sie sollen ihn vielmehr als Grundlage unserer Ernährung und unseres sauberen Wassers schätzen lernen.“

 

Zitat von Dr. Uwe Kozina (Geschäftsführer des UBZ Steiermark):

„Um langfristig das Bodenbewusstsein in der Bevölkerung zu heben, müssen wir schon in Kindergärten und Volksschulen auf die Bedeutung des Bodens für Ernährung, Wasser und Klima hinweisen. Wir müssen ein Bodengefühl vermitteln, denn man schützt nur, was man schätzt!“

 

Zitat von Umweltlandesrat Dr. Gerhard Kurzmann:

Als Umweltlandesrat ist es mir ein wichtiges Anliegen Grund und Boden als Lebensgrundlage unserer Bevölkerung natürlich zu erhalten. Dass das Umweltbildungszentrum dieses Ziel unterstützt, ist verdienstvoll und erhöht die Erfolgsaussichten.

 

Fotos: honorarfrei, © Büro LR Dr. Kurzmann


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