Besorgnis über den Massenexodus koptischer Christen aus Ägypten äußert die FPÖ-Nationalratsabgeordnete Susanne Winter. Mehr als 100.000 Kopten seien seit dem Sturz des Regimes von Ex-Präsident Hosni Mubarak im März aus dem Land geflüchtet und nach Amerika, Australien und Europa emigriert. Nach Schätzungen der Menschenrechtsorganisation "Egyptian Union for Human Rights" könnte die Zahl bis zum Jahresende sogar auf 250.000 ansteigen. Bei anhaltender Abwanderung würde die koptische Gemeinschaft in Ägypten binnen zehn Jahren von etwa zehn Millionen um ein Drittel verringert werden.
"Aus dem arabischen Völkerfrühling wurde ein Albtraum für die christliche Minderheit. Kopten gelten mittlerweile völlig als Freiwild für Islamisten. Fast täglich gebe es Berichte über tätliche Übergriffe, Brandschatzungen von Kirchen und Repressionen gegen Geschäftsleute. Durch die ständigen Einschüchterungen der radikalen Muslime und den fehlenden Schutz der Militärregierung sind die koptischen Christen nunmehr gezwungen, aus ihrem Land zu fliehen", so Winter. Erst vor wenigen Tagen griffen Hunderte radikale Muslime im Süden Ägyptens ein christliches Gästehaus an. Wie die Behörden mitteilten, wurde dabei eine Kuppel mit einem Kreuz niedergerissen, die zuvor auf dem Dach des Gebäudes errichtet worden war. Die aufgebrachte Menge habe den Verwaltern des Gästehauses vorgeworfen, das Gebäude in der Stadt Edfu ohne Genehmigung in eine Kirche umwandeln zu wollen.
"Die heimische Bundesregierung, insbesondere Außenminister Michael Spindelegger, muss sich mit aller Entschlossenheit für den Schutz der Christen in der islamischen Welt einsetzen", fordert Winter. Es reiche nicht nur, den ägyptischen Botschafter in Wien ins Außenministerium zum Kaffeetrinken einzuladen, sondern es müssten auf europäischer Ebene gemeinschaftliche Maßnahmen gefasst werden. Etwa gehören Finanz- und Aufbauhilfen der EU an den Schutz der koptischen Minderheit gekoppelt, schlägt Winter vor. "Die gesamte westliche Welt befindet sich derzeit in einer Art Lähmung, während sich die ägyptische Übergangsregierung zunehmend mit der Muslimbruderschaft und anderen radikalen Organisationen arrangiert und damit die Hoffnung für ein friedliches Auskommen zwischen Muslimen und Christen in weite Ferne rückt", so die Abgeordnete zur kürzlich beschlossenen Wahlgesetzänderung in Ägypten, die einen Sieg der Muslimbruderschaft erwarten lasse.