Für äußerst besorgniserregend hält die FPÖ-Nationalratsabgeordnete Dr. Susanne Winter den Wahlsieg der islamistischen Parteien nach der ersten Runde der Parlamentswahlen in Ägypten. Nach Angaben der Wahlkommission kamen die Partei für Freiheit und Gerechtigkeit der Muslimbrüder, die salafistische Al-Nur-Partei und die Wassat-Partei zusammen auf 65,25 Prozent der Stimmen. Liberale und säkulare Bewegungen blieben Medienberichten zufolge deutlich hinter ihren Erwartungen zurück.
"Seit dem Sturz des Regimes von Ex-Präsident Hosni Mubarak im März haben rund 100.000 koptische Christen aus Angst vor brutaler Verfolgung ihr Heimatland verlassen. Sie werden bedroht, ausgeplündert und ihre Kirchen zerstört. Ein von fundamentalen Muslimen dominiertes Parlament würde für die christliche Minderheit im Land noch schlimmere Verfolgung bedeuten, als es sie ohnehin schon gibt", so Winter.
Ähnlich wie das Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche, Patriarch Kyrill, glaubt die freiheitliche Abgeordnete, dass die jüngsten Wahlerfolge islamistischer Parteien einen Massenexodus der Christen aus Ägypten und anderen nordafrikanischen Staaten hervorrufen könnten. "Der arabische Frühling stellt sich für Christen zunehmend als kalter Winter dar. Nach einer Machtübernahme der Muslimbrüder, die sich als erste islamische Gemeinschaft unter dem Propheten Mohammed und als Vorbild für das neue Ägypten sehen, und der Salafisten, die eine strenge Anwendung der Scharia propagieren, hätten Kopten praktisch keine Zukunft mehr in ihrem Land", bemerkt Winter.
Aussagen des Sprechers der radikal-islamischen Al-Nur-Partei, wonach ein Haar auf dem Kopf eines Kopten zu krümmen deren Programm widerspreche und Kopten seit 1300 Jahren glücklich unter dem islamischen Gesetz leben würden, kritisiert Winter auf das Allerschärfste: "Das zu behaupten ist einfach ungeheuerlich. Kopten gelten völlig als Freiwild für Islamisten. Nahezu täglich gibt es Berichte über tätliche Übergriffe, Brandschatzungen von Kirchen und Repressionen gegen Geschäftsleute. Die Polizei und Armee arrangiert sich mit den radikalen Muslimen, anstatt der christlichen Minderheit Schutz vor Verfolgung zu bieten.