Die rot-schwarze Bundesregierung plant eine tiefgreifende Veränderung der Rechtsgrundlage für Wohnbauträger. Das Vorhaben zielt darauf ab, dass die Bestimmungen für den Verkauf von Anteilen an gemeinnützigen Wohnbauträgern deutlich gelockert werden. Die Folgewirkung wäre die Zerschlagung des gemeinnützig orientierten wohnungswirtschaftlichen Kreislaufs. „Diese Maßnahme kommt einer schleichenden Privatisierung der Wohnbaugenossenschaften gleich. Wenn die Rücklagen dieser Unternehmen zum Gewinnträger werden, wird sich die Gebarung vieler Genossenschaften massiv verändern und das aller Voraussicht nach zulasten der Bewohner“, erklärt Landtagsabgeordneter Gerald Deutschmann, Wohnbausprecher der FPÖ-Steiermark.
Konkret sieht das aktuelle Arbeitsprogramm der Bundesregierung eine Aufweichung des Vermögensbindungsprinzips bei gemeinnützigen Bauvereinigungen vor. Rücklagen würden beim Verkauf von Anteilen faktisch zur Gewinnkomponente. Damit verbunden wären steigender Druck auf Dividenden, der Abfluss von gemeinnützigem Kapital sowie der Verkauf von Gebäuden beziehungsweise Wohnungen. Diese Neuerung würde letztlich zu einer Steigerung der Wohnungskosten führen. „Auch der ‚Österreichische Verband gemeinnütziger Bauvereinigungen‘ lehnt die Regierungspläne ab und betrachtet diese als existenzielle Bedrohung. In diesem Zusammenhang muss auch betont werden, dass nach dieser Novelle nicht mehr das Wohl der Mieter, sondern die Rendite im Vordergrund stehen würde“, argumentiert Deutschmann.
Immerhin ist die Vermögensbindung der Gelder von gemeinnützigen Bauträgern der Eckpfeiler des gesamten Systems. „Wenn der genossenschaftliche Geldkreislauf unterbrochen wird, dann kann das nicht den Menschen dienen. SPÖ und ÖVP machen sich hier zum Schirmherrn von Banken und Versicherungen“, verweist Deutschmann auf bedeutende Beteiligungen der Finanzwelt an Unternehmen der Branche. „Wir werden einen Antrag im Landtag einbringen, um ein klares Bekenntnis zur sicheren Wohnversorgung von Genossenschaftsmietern zu erwirken. Das wird eine Nagelprobe für die roten und schwarzen Vertreter auf Landesebene“, so der Freiheitliche abschließend.