Kern dieser Lehrlingsoffensive bilden acht Anträge, die die Freiheitlichen zu diesem Thema im Steiermärkischen Landtag eingebracht haben. Als Reaktion auf die Rekordarbeitslosigkeit, von der in erheblichem Maß auch die Jugend betroffen ist, stellt die FPÖ ihr Lehrlingspaket zur Attraktivierung des Lehrberufes und für mehr Lehrstellenangebote vor. FPÖ-Parteisekretär NAbg. Mario Kunasek: „Für Lehrstellensuchende stellt sich die Situationen alles andere als positiv dar. Derzeit haben 583 Jugendliche in der Steiermark weder theoretisch noch praktisch die Chance auf einen Lehrstellenplatz“, kritisiert der Freiheitliche die Untätigkeit der Regierungsparteien auf Bundes- und Landesebene. LAbg. Hannes Amesbauer dazu: „In den nächsten Jahren droht ein akuter Facharbeitermangel, wenn nicht endlich zielführende Maßnahmen ergriffen werden. Hier sind Politik, Wirtschaft und Arbeitsmarktservice gefordert, ernsthaft die Probleme des steirischen Arbeitsmarktes zu analysieren sowie Lösungsansätze zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit zu präsentieren“. Philipp Könighofer, der Jugendsprecher der Freiheitlichen Arbeitnehmer (FA) in der Arbeiterkammer, ergänzt: „Den alarmierenden Arbeitslosenzahlen müssen wir vor allem im Jugendbereich rasch durch geeignete Initiativen entgegentreten. Höchste Zeit, den Dornröschenschlaf der beiden Großparteien in der Arbeiterkammer zu beenden und nachhaltige Politik für unsere Jugendlichen zu machen“.
Die Freiheitlichen stellen heute eine umfangreiche Offensive gegen die hohe Jugendarbeitslosigkeit und das zurückgehende Angebot an Lehrstellen in der Steiermark vor. Gemäß den veröffentlichten Zahlen des Bundesministeriums für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz gab es in der Steiermark im Jänner 2014 lediglich 186 offene Lehrstellen. „Gegenüber dem Vorjahr bedeutet das einen Rückgang von 33 Prozent. Den 186 offenen Lehrstellen stehen 769 Lehrstellensuchende gegenüber. Das sind alarmierende Zahlen, die schnelles Handeln der Politik erfordern“, so Kunasek. Eine geeignete Maßnahme stellt laut dem Freiheitlichen die Einführung eines Blum-Bonus-Neu dar. „Der Blum-Bonus-Neu beruht im Wesentlichen auf drei Säulen: Einem „Treue-Bonus“ für alle Unternehmen, die den Lehrlingsstand des Vorjahres aufrecht erhalten, einem „Zusätzlichkeits-Bonus“ für alle Unternehmen, die zusätzliche Lehrlinge aufnehmen und damit ihren Lehrlingsstand gegenüber dem Vorjahr erhöhen und einem „Qualitäts-Bonus“ für alle Lehrlinge, die nach dem zweiten Lehrjahr einen Qualifikationsnachweis erbringen“, erklärt der Abgeordnete. Weitere Forderungen beinhalten die Übernahme von Prüfungsgebühren für die Lehrabschlussprüfung durch die öffentliche Hand, die Schaffung einer gesetzlichen Möglichkeit für eine Teilzeitlehre sowie die Übernahme der Unterbringungskosten von Lehrlingen während ihrer Ausbildungszeit an den Berufsschulen durch den Staat.
Die Arbeitslosigkeit hat im Jänner 2014 in der Steiermark den höchsten Wert aller Zeiten erreicht. 53.070 Steirerinnen und Steirer waren zu Beginn des Jahres beim AMS als arbeitssuchend vorgemerkt. Gegenüber dem Vorjahr bedeutet dies eine Steigerung von 6,4 Prozent. „Dabei fällt auf, dass trotz internationaler Anerkennung die Lehrlingsausbildung in Österreich mit Imageproblemen zu kämpfen hat und oftmals als letztes Auffangbecken für all jene gilt, die nicht eine weiterführende Schule besuchen. Es muss die Botschaft im Vordergrund stehen, dass einem jungen Menschen mit einem Lehrberuf alle Karrieremöglichkeiten offenstehen“, so Hannes Amesbauer, freiheitlicher Jugendsprecher im Landtag. In Zusammenarbeit mit den Sozialpartnern, der Wirtschaftskammer, dem AMS und der Arbeiterkammer soll ein umfassendes Maßnahmenpaket geschnürt werden, mit dem Ziel, die vielfältigen Chancen und Aufstiegsmöglichkeiten, die im Rahmen einer Lehrausbildung offenstehen, darzulegen. „Ergebnis dieser Zusammenarbeit soll eine verbesserte Darstellung des Lehrberufes in der Gesellschaft sein“ so der Abgeordnete. „Ergänzend dazu würde die Einsetzung eines überparteilichen Landes-Lehrlingsbeauftragten Sinn machen. Dieser soll als fachkundiger Berater in erster Linie der Landesregierung zur Seite stehen und als Verbindungsglied zwischen Landespolitik, Wirtschaft und Lehrlingen fungieren. Zur leichteren Koordinierung der notwendigen Schritte fordern wir die Abhaltung einer Enquete zum Thema ˋMaßnahmen zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeitˊ“, erläutert Amesbauer. Ein weiterer Antrag der Freiheitlichen fordert die Landesregierung auf, in Anbetracht der hohen Jugendarbeitslosigkeit der Wirtschaft mit gutem Beispiel voranzugehen und 20 Prozent mehr Lehrlinge in den Landesdienst aufzunehmen.
Der Jugendsprecher der Freiheitlichen Arbeitnehmer (FA) in der Arbeiterkammer, Philipp Könighofer bemängelt die fehlende Wertschätzung, die dem Lehrberuf in unserer Gesellschaft zukommt. „Dies drückt sich auch dadurch aus, dass die Vertreter von FSG und ÖAAB in der Arbeiterkammer oft nur als verlängerter Arm der Regierungsparteien SPÖ und ÖVP agieren und für die eigentlichen Probleme der Lehrlinge selten ein offenes Ohr haben“, so der Kammerrat. Dabei sei in vielen Bereichen akuter Handlungsbedarf gegeben. Als Beispiele nennt der Mandatar die Unterschiede zwischen den Lehrlingsentschädigungen in einer überbetrieblichen Lehre und in einer betrieblichen Lehre bei gleichen Ausbildungsinhalten. Auch die Lehrlingsschutzbestimmungen seien oft zu streng formuliert. „Es ist beispielsweise einem Dachdeckerlehrling im ersten Lehrjahr nicht gestattet, auf ein Dach zu steigen. So kann eine qualitativ hochwertige Ausbildung nicht funktionieren“, so Könighofer. Ein Problem sieht der Freiheitliche auch in der Tatsache, dass gerade im städtischen Bereich die Grundkenntnisse der Pflichtschulabgänger in schreiben, lesen und rechnen unbefriedigend für viele Lehrherren sind. „Angesichts dieser Umstände ist es nachvollziehbar, wenn ein Betrieb lieber zwei Ostarbeiter beschäftigt, anstatt einen Lehrling auszubilden. Das alles sind Probleme, die wir auch stark im AK-Wahlkampf ansprechen. Hier ist auch in der Bildungspolitik akuter Handlungsbedarf gegeben“ so der Kammerrat abschließend.