Die Grazer FPÖ-Politikerin und Nationalratsabgeordnete Susanne Winter ist über das blutige Geiseldrama in der chaldäisch-katholischen Sayidat al-Nejat-Kirche im Bagdader Stadtteil Karrada zutiefst erschüttert. Eine Gruppe schwer bewaffneter Islamisten hatte die friedlichen Gläubigen am Sonntagabend während eines feierlichen Gottesdienstes überfallen. Bei der Geiselnahme, zu der sich der Al-Kaida-Ableger "Islamischer Staat Irak" bekannte, kamen offenbar mehr als 50 Christen ums Leben, 70 weitere wurden verletzt. Die Terroristen hatten zunächst vergeblich die Börse in Bagdad attackiert, bevor sie in die nahegelegene Kirche eindrangen.
"Ich verurteile den feigen Anschlag von muslimischen Extremisten in diesem Gotteshaus aufs Schärfste und spreche mein Mitgefühl allen Opfern und Hinterbliebenen aus. Meine volle Solidarität gilt der christlichen Minderheit im Irak", so Winter.
Laut Bekennerschreiben der radikal-islamischen "Gruppe wütender Gotteskrieger" sei die chaldäisch-katholische Kirche in der irakischen Hauptstadt schon immer von den Christen als "Hauptquartier für den Kampf gegen den Islam" genutzt worden. Der Anschlag auf die "obszöne Zufluchtsstätte des Götzendienstes" habe aber auch der Absicht gedient, die Freilassung von zwei koptischen Frauen zu erzwingen, die angeblich zum Islam übergetreten seien. Diese sollen nach ihrer Bekehrung in einem ägyptischen "Kloster des Unglaubens" versteckt worden sein.
Die freiheitliche Abgeordnete verlangt nach dem Massaker einen gemeinsamen Schulterschluss westlicher Politiker zur Verbesserung der verheerenden Menschenrechtssituation für Christen weltweit. "Die Verfolgung von Christen ist das größte Menschenrechtsproblem unserer Zeit. In 50 von 200 Staaten weltweit werden Christen diskriminiert, verfolgt und gewaltsam unterdrückt. Die Tendenz ist steigend. Gerade wir als Politiker dürfen nicht die Augen vor diesen unglaublichen Verfolgungen verschließen", appelliert Winter. Außenminister Michael Spindelegger (ÖVP) sei daher gefordert, sofort diplomatische Gespräche über die Lage der religiösen Minderheiten im Irak aufzunehmen.
Im überwiegend muslimischen Irak sind seit Kriegsbeginn vor sieben Jahren rund 900 Christen ums Leben gekommen, darunter zwei Erzbischöfe. Während die christliche Gemeinschaft damals noch 900.000 Mitglieder zählte, sind es seit der amerikanischen Invasion inzwischen weniger als 400.000 Gläubige, sagt der katholische Erzbischof von Kirkuk, Louis Sako. Mehr als die Hälfte von ihnen flüchtete ins Exil, um der Verfolgung durch radikale Muslime zu entgehen. In Ägypten haben laut Gesellschaft für bedrohte Völker in den letzten Jahrzehnten sogar etwa 1,5 Millionen Christen das Land verlassen.